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... zum Thema "Ansätze mit dem Problem Drogensucht umzugehen". Wir sind 5 Student/innen der Studiengänge "Soziale Arbeit" und "Nonprofit-, Sozial- und Gesundheitsmanagement" am MCI-Management Center Innsbruck. In enger Zusammenarbeit mit unserem Projektauftraggeber, der Mentlvilla/Caritas Innsbruck, beschäftigen wir uns mit dieser Thematik im Zuge einer Seminararbeit.

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Donnerstag, 17. Mai 2007

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Forderung nach nüchternem Blick
http://www.orf.at/070226-9645/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2F070226-9645%2F8989txt_story.html
Experten sind für Substitutionstherapie - auch mit Heroin.

Vehement gegen eine Dämonisierung der Suchtgiftproblematik, für eine Drogenersatztherapie-Möglichkeit auch mit Heroin und für die Einrichtung von Konsumräumen haben sich Ende Jänner prominente österreichische Experten ausgesprochen. Sie haben in 2. Auflage das Fachbuch "Opiatabhängigkeit" (Springer Verlag) herausgebracht.
In Österreich sterben pro Jahr geschätzte 2.000 bis 3.000 Patienten an Arzneimittelnebenwirkungen. Diskutiert wird aber über die rund 200 Drogentoten, die pro Jahr in Österreich zu beklagen sind.

30.000 mit Drogenproblemen

Sabine Haas, federführende Autorin des jährlichen Drogenberichts des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (ÖBIG), führte bei der Präsentation des Bandes die aktuellen Zahlen an: "Die für Österreich letzte Schätzung kommt auf 30.000 Personen mit problematischem Drogenkonsum. Diese bezieht sich sehr oft aber nicht auf den reinen Konsum von Opiaten, sondern von mehreren Drogen."
Die Polytoxikomanie mit Injektion von Opiaten, dazu noch beispielsweise Psychopharmaka und Alkohol, sind eine jener Mischungen, die extrem gefährlich sind. Drogentote würden aber zumeist nur mit den Opiaten in Verbindung gebracht.

Neue Verordnung des Ministeriums

Am 1. März werden zwei bis zuletzt umstrittene Verordnungen des Gesundheitsministeriums zur Ausbildung von Ärzten für die Drogensubstitution und zur strikteren Regelung der Drogenersatzbehandlung in Kraft treten. Daran gibt es weiterhin Kritik.
Der Drogenbeauftragte der Stadt Wien, Alexander David, gestand ein, dass in der Vergangenheit durchaus ein Teil der Substitutionsmittel auf den Schwarzmarkt gekommen sei: "Wir haben eines der liberalsten Systeme zur Substitutionsbehandlung gehabt. Wir haben es verloren." Für die Verordnungen habe es objektive Gründe gegeben, es seien aber auch politisch restriktivere Haltungen eingeflossen.
David will jedenfalls für die Zukunft, dass Substitutionsmittel nicht nur zum oralen Gebrauch vorhanden sind: "Wir sollten durchaus überlegen, ob neben der oralen auch andere Substitutionsbehandlungen angeboten werden."
Das ist das heiße Thema der Verschreibung von Heroin auf Substitutionsrezept. In der Schweiz und in anderen Staaten wurde es bereits für Abhängige erprobt, die ohne das Injizieren eines Opiats nicht auskamen.

"Es ist wie im Mittelalter"

Der Grazer Pharmakologe Eckhard Beubler meinte dazu: "Die Heroinbehandlung ist in den Studien immer die beste gewesen. (...) Einerseits geht die Welt in die modernen Wege, in die Herointherapie, auf der anderen Seite sind wir reaktionär. (...) Wahrscheinlich kann fast jeder Opiatabhängige mit Heroin behandelt werden. Aber wir sind ja 100 Jahre entfernt davon. In Österreich ist Heroin als Arzneimittel verboten. Es ist wie im Mittelalter."
Laut Beubler sollte man auch in der Substitutionstherapie endlich so weit kommen, Opiate nicht als vordergründig gefährlich einzustufen: "Opiatabhängigkeit ist eine Abhängigkeit, die wir mit demselben Mittel behandeln können, aus dem sie entstanden ist. Einen Alkoholabhängigen würde man nicht mit Alkohol behandeln. (...) Fünf bis sechs Personen sterben an der Substitutionstherapie. Es gibt auch hier Todesfälle in der Therapie. Das ist nicht anders als bei anderen Therapien."

8.000 in Substitutionstherapie

In Österreich ist derzeit etwa ein Drittel der Opiatabhängigen in Substitutionstherapie. Das sind um die 8.000, davon 6.500 allein in Wien. Das ist in Europa ein relativ hoher Wert, doch es gibt laut dem Bremer Experten Heino Stöver durchaus auch Aufholbedarf.
So bekommen 82 Prozent der spanischen Gefängnisinsassen mit Opiatabhängigkeit eine Drogenersatztherapie angeboten, in Österreich 33 Prozent, in Italien zwölf und beispielsweise in Polen nur 0,3 Prozent.
Stöver sagte allerdings: Trotz der bald in Österreich geltenden strikteren Regeln seien diese wahrscheinlich noch weniger bürokratisch als in Deutschland.

"Äußerst positiver Effekt von Heroin"

Eine Lanze für die Drogensubstitution auch mit Heroin brach Alfred Springer vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Suchtforschung: "In den neunziger Jahren gab es Projekte zur heroingestützten Behandlung. Sie wurden in der Schweiz, den Niederlanden, Spanien und Deutschland durchgeführt. Alle diese Studien haben darauf hingewiesen, dass es (Heroin) bei dieser Klientel einen äußerst positiven Effekt hat. Wenn man jemandem das Substitutionsmittel gibt, das er will, hat man kein Problem damit, dass er es nicht nehmen will."
"Brauchen Konsumräume"Hans Haltmayer, ärztlicher Leiter des Ganslwirts in Wien, forderte neben speziellen Angeboten für Jugendliche und ältere Abhängige die Einrichtung von Konsumräumen: "Die haben wir noch immer nicht. Damit könnte man das einsame Sterben in der Wohnung zurückdrängen."
Kritik äußerte er weiterhin an den vor dem In-Kraft-Treten stehenden Verordnungen des Gesundheitsministeriums: "Ein Teil der Rahmenbedingungen (für die Substitutionstherapie, Anm.) ist, dass der Patient den Arzt von der ärztlichen Schweigepflicht entbinden muss. Die Patienten müssen, um in die Behandlung eintreten zu können, auf ein Grundrecht verzichten." Das sei zumindest laut einem Gutachten verfassungswidrig.
BuchhinweisEckhard Beubler, Hans Haltmayer, Alfred Springer (Hrsg.): Opiatabhängigkeit - Interdisziplinäre Aspekte für die Praxis. 2. Aufl., Springer Verlag 2006, 49,60 Euro.
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Wehsely gegen kontrollierte Heroin-Abgabe (vom 16.02.2007)
http://wien.orf.at/stories/172354/

In Deutschland ist zuletzt heftig darüber diskutiert worden, in Wien dürfte die kontrollierte Abgabe von Heroin kein Thema werden. In einem Interview sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), das mache keinen Sinn.

Substitutionsprogramme bleiben

Die kontrollierte Abgabe von Heroin ist für Wehsely keine primär politische Frage. Jedoch sei Heroin sehr gut zu substituieren und die Beschaffung für den Staat relativ schwierig, weshalb sie derzeit der Ansicht sei, dass dies keinen Sinn mache, so Wehsely gegenüber der Austria Presse Agentur.Schließlich sei der illegale Drogenmarkt auch nicht durch die bestehenden Substitutionsangebote zum Erliegen gekommen, begründete Wehsely ihren Standpunkt. Eine Einschränkung von Substitutionsprogrammen wolle sie allerdings auch nicht.
Drogenmissbrauch dennoch weiter auf der Straße.

Keine Einführung von "Fixerstuben"

Auch sogenannte "Fixerstuben", also Konsumräumen für Drogenabhängige, will Wehsely nicht fördern. "Ich überlege mir erst in dem Moment als Politikerin etwas, wenn alle Experten und Expertinnen sagen: 'Ja, das brauchen wir', und das ist derzeit nicht der Fall", stellte Wehsely klar. In diesem Zusammenhang gebe es oftmals das Missverständnis, dass dadurch der Drogenmissbrauch nur mehr in diesen speziellen Räumen und nicht auf der Straße stattfinde: "Da habe ich auch den Eindruck, dass die, die das mitvertreten, ein bisschen einem Irrtum aufsitzen."


Noch mehr Prävention

Veränderungsbedarf ortete die neue Stadträtin hingegen im Bereich der Vorbeugung. Zwar sei das Wiener Drogenkonzept europaweit führend, aber "ich denke, dass man im Bereich der Prävention noch mehr machen kann". Das gelte besonders für den Alkohol, dem viele Junge verfallen seien.Ebenso wolle sie die Kooperation von Polizei und Sozialarbeitern im Drogenbereich durch die Einbeziehung von anderen einschlägigen Berufsgruppen verbessern.

ÖVP begrüßt Ankündigungen

Die ÖVP begrüßte die Ankündigung, wonach die Drogenprävention ausgebaut werden solle. Hier scheine sich Wehsely endlich auf die langjährigen Forderungen der ÖVP Wien zu besinnen, hieß es.Zugleich müsse aber der Drogenbrennpunkt Karlsplatz entschärft und Hilfestellung für Suchtkranke, Anrainer und Passanten gefunden werden.

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